Das Fahren mit Anhänger ist einfach, oder doch nicht? Besonders für Fahranfänger ohne PKW-Praxis gibt es beim Fahren mit Anhänger vieles zu beachten und es stellen sich einige Fragen:
Eine wichtige Regel lautet, der Anhänger darf beispielsweise nicht mehr wiegen als das Zugfahrzeug (PKW) und dessen zulässiges Gesamtgewicht (zGG) nicht überschreiten, bei Geländewagen gelten höhere Grenzen. PKWs, SUVs und Co. dürfen dann also nicht mehr als 3,5 Tonnen ziehen.
Für Gespanne bis 3.500 kg reicht es in der Regel aus, im Besitz der Führerscheinklasse B zu sein, sobald man über 3.500 kg kommt ist aber bereits die Klasse BE/C1E notwendig, dies erreicht zum Beispiel ein Audi Q7 (knapp 3 Tonnen zGG) mit Anhänger und Ladung.
Im heutigen Artikel bekommt ihr Antworten auf Fragen zur Beladung, Tempolimits und wertvolle Tipps sowie Tricks beim Fahren mit Anhängern.
Grundsätzlich muss man im Besitz eines Führerscheins der Klasse B sein, also der üblichen Führerscheinklasse, es gibt jedoch auch Ausnahmen. Mit Klasse B darf man Kraftfahrzeuge wie PKW, Laster etc. bis 3,5 t Gesamtgewicht fahren, der Anhänger darf 750 kg nicht überschreiten, sonst gelten andere Führerscheinklassen.
Weiterhin muss man mindestens 18 Jahre alt sein, beim begleitenden Fahren bereits ab 17 Jahren.
Es kann jedoch die Klasse BE oder B mit Kennzahl 96 notwendig sein, wann dies der Fall ist, seht ihr in diesen Tabellen, Quelle: Tüv-Nord.de
Klasse B
Kraftfahrzeuge (außer solche der Klassen AM, A1, A2 und A)
auch mit Anhänger
Mindestalter: | 18 Jahre (17 Jahre bei begleitetem Fahren mit 17) |
Voraussetzungen: | – |
Befristung: | Klasse B ist unbefristet gültig |
Einschluss: | Klasse L und M |
Hinweise: | Klasse B berechtigt auch zum Führen von dreirädrigen KFZ im Inland, im Falle eines KFZ mit einer Motorleistung von mehr als 15 kW jedoch nur, soweit der Inhaber der Fahrerlaubnis mindestens 21 Jahre alt ist. |
Zugfahrzeug der Klasse B in Kombination mit einem Anhänger mit
Mindestalter: | 18 Jahre (17 Jahre bei begleitetem Fahren mit 17) |
Voraussetzungen: | – |
Befristung: | Klasse B mit Schlüsselzahl 96 ist unbefristet gültig |
Einschluss: | – |
Hinweise: | Der Erwerb der Berechtigung durch eine Fahrerschulung nach Anlage 7a der Fahrerlaubnisverordnung (FeV) durch eine Fahrschule bzw. einen Fahrlehrer. |
Zugfahrzeug der Klasse B in Kombination mit einem Anhänger oder einem Sattelanhänger mit
Mindestalter: | 18 Jahre (17 Jahre bei begleitetem Fahren mit 17) |
Voraussetzungen: | Vorbesitz der Klasse B |
Befristung: | Klasse BE ist unbefristet gültig |
Einschluss: | – |
Hinweise: | Für Zugkombinationen mit einem Zugfahrzeug der Klasse B und einem Anhänger über 3500 kg zulässiger Gesamtmasse ist die Klasse C1E erforderlich. |
Folgende Punkte sollte man sich beim Fahren mit Anhänger, bestensfalls vor Fahrtbeginn genauer anschauen:
Im Fahrzeugschein stehen genauere Details zur den Gewichten und technischen Daten, in der Theorie darf ein PKW etwa 3.500 kg ziehen, in der Praxis kann es jedoch anders aussehen.
In den Punkten O.1 und O.2 im Fahrzeugschein wird angegeben, wie viel ein gebremster bzw. ungebremster Anhänger wiegen darf. Achtung: Hier geht es um das reale Gewicht des Anhängers und nicht um das zulässige Gesamtgewicht!
Bei der Beladung gibt es ebenfalls gewisse Dinge die man beachten sollte:
Die Verzurrpunkte und Ösen sollten hin und wieder kontrolliert werden, gerade bei preiswerten Anhängermodellen können diese bei starker Last reißen. Haben sich etwa Rost gebildet oder die Niehte/Schrauben gelöst?
Mit Gurten lässt sich Ladung sehr gut über die Verzurrpunkte sichern und befestigen, ist die Ladung besonders schwer, sollte man auf Gurte mit Ratschen ausweichen, diese halten in der Regel mehr Druck stand und lassen sich fester anziehen.
Die Stützlast sollte nicht aus den Augen gelassen werden, diese Kraft wirkt nämlich direkt auf die Anhängerkupplung, in der Zulassungsbescheinigung sowie auf der Deichsel findet man weitere Informationen zur Stützlast.
Je höher die Stützlast ist umso besser ist das Fahrverhalten am Ende während der Fahrt und beispielsweise auch beim Ausweichen. Es ist also ratsam, sich einen PKW/SUV auszusuchen, der eine möglichst hohe Stützlast bietet, eine Tabelle mit Fahrzeugen und deren Stützlast findet ihr hier.
Anhänger haben z.B. eine Stützlast von 120 kg, die AHK eines PKWs jedoch oft nur zwischen 50 und 100 kg, hier sollte man also genauer hinschauen. Wenn die Ladung etwa vorne zu schwer ist, wird massiver Druck auf das Kugelgelenk der AHK ausgeübt, die Ladung rutscht dann automatisch nach hinten.
Wer sein Gespann beladen hat, sollte es sich von der Seite anschauen, in der Seitenansicht lässt sich am besten eine Unstimmigkeit feststellen und verbessern, wer dies nicht macht, riskiert, dass sein Gespann leichter ins Schleudern geraten kann.
Korrektes Ankuppeln, klingt zwar banal, aber ein richtiges Ankuppeln ist ebenfalls sehr wichtig, damit etwa das Gespann verbunden bleibt und man nicht plötzlich seinen Anhänger verliert, weiterhin sollte es verbunden sein um etwa die Lichtanlage nutzen zu können.
Mit etwas mehr Druck lässt sich die Anhängerkupplung mit dem Anhänger verbinden, die Kabel für die Beleuchtung nicht vergessen und wer einen gebremsten Anhänger fährt, sollte auch unbedingt für die Sicherheit ein Abreißseil anbringen.
Die Beleuchtung sollte vor Fahrtantritt überprüft werden, sind alle Licht, Lampen und Blinker intakt? Wichtig ist es auch, am Heck die reflektierenden, roten Dreiecke zu überprüfen, sind diese ordnungsgemäß angebracht und sichtbar?
Wie wichtig Reifen und Reifendruck sind, habe ich bereits in diesem Artikel thematisiert, auch beim Fahren mit Anhänger sollte man darauf achten, dass die Reifen nicht “billig” sind und vor allem intakt. Der ADAC hat hier etwa 6 Anhänger bis 750 kg getestet.
Gerade bei Anhängern achtet man selten darauf, da dieser nicht so häufig genutzt wird. Der richtige Reifendruck ist beim Anhänger fast noch wichtiger, da hier eine starke Beladung vorliegt und dies während der Fahrt schwere Auswirkungen auf das Gespann haben kann.
Seitenwind ist besonders dann gefährlich, wenn man nicht damit rechnet, in der Regel auf Anhöhen, Brücken sind solche besonderen Punkte oder dann, wenn man zwischen andere Fahrzeuge kommt.
Wer schnell unterwegs ist und dessen Anhänger hochgebaut ist, statt flach, ist für Seitenwind wesentlich anfälliger. Wer auf Beladung und Reifendruck, sowie Tempo 80 achtet, ist aber in den meisten Fällen auf der sicheren Seite.
Wenn man beim Fahren mit Anhänger ins Schlingern kommt, sollte man sofort, jedoch nicht abrupt, das Tempo verringern, in den meisten Fällen beruhigt sich das Fahrverhalten dann wieder. Wichtig ist es auch, wenn man ins Schleudern kommt, beide Hände fest am Lenkrad zu belassen.
Die Fahrt mit einem Anhänger ist natürlich völlig anders zu bewerten und deshalb gelten die üblichen Tempolimits eines PKWs zwar schon, mehr als Tempo 100 ist für einen Anhänger jedoch nicht vorgesehen und dazu müssen bestimmte Punkte erfüllt sein.
In der Regel gelten folgende Tempolimits mit dem Anhänger:
Die Tempo 100 Verordnung StVOAusnV 9 erklärt im Detail die Erlaubnisse und Anforderungen zur Erteilung einer Genehmigung, im Auszug heißt es hier in §1:
§ 1
Abweichend von § 18 Abs. 5 Nr. 1 der Straßenverkehrs-Ordnung beträgt auf Autobahnen (Zeichen 330.1) und
Kraftfahrstraßen (Zeichen 331.1) die zulässige Höchstgeschwindigkeit auch unter günstigsten Umständen
für Personenkraftwagen mit Anhänger (Kombination) und für sonstige mehrspurige Kraftfahrzeuge mit einer
zulässigen Gesamtmasse bis zu 3,5 t mit Anhänger (Kombination), für Kraftomnibus-Anhänger-Kombinationen
jedoch nur, wenn der Kraftomnibus mit einer zulässigen Gesamtmasse bis zu 3,5 t als Zugfahrzeug eine Tempo100 km/h-Zulassung nach § 18 Abs. 5 Nr. 3 der Straßenverkehrs-Ordnung hat, 100 km/h, wenn
1. das Zugfahrzeug mit einem automatischen Blockierverhinderer ausgestattet und die zulässige Gesamtmasse
des Anhängers <= X mal Leermasse des Zugfahrzeugs ist, dabei gelten folgende Bedingungen:
a) für alle Anhänger ohne Bremse und für Anhänger mit Bremse, aber ohne hydraulische
Schwingungsdämpfer: X = 0,3;
b) für Wohnanhänger mit starrem Aufbau und hydraulischen Schwingungsdämpfern: X = 0,8;
c) für andere Anhänger mit hydraulischen Schwingungsdämpfern: X = 1,1, wobei als Obergrenze in jedem
Fall der jeweils kleinere Wert der beiden folgenden Bedingungen gilt:
aa) zulässige Gesamtmasse Anhänger <= zulässige Gesamtmasse Zugfahrzeug,
bb) zulässige Gesamtmasse Anhänger <= zulässige Anhängelast;
d) für Anhänger, die den Anforderungen des § 30a Abs. 2 der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung
entsprechen, eine Erhöhung des Faktors nach Nummer 1 Buchstabe b auf X = 1,0 und nach Nummer 1
Buchstabe c auf X = 1,2, wenn
aa) der Anhänger mit einer Zugkugelkupplung mit Stabilisierungseinrichtung für Zentralachsanhänger
(gemäß ISO 11555-1 in der Fassung vom 1. Juli 2003 *)) oder
bb) mit einem anderen Bauteil oder einer selbstständigen technischen Einheit ausgestattet ist,
wodurch der Betrieb einer Kombination bis Tempo 120 km/h im Vergleich zur Nichtausstattung
verbessert wird; nachgewiesen werden muss dies mit einem Teilegutachten nach Anlage XIX
zur Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung, einer Allgemeinen Betriebserlaubnis nach § 22 der
Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung oder einer Betriebserlaubnis nach § 20 oder § 21 der
Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung oder einem Nachtrag dazu;
Die Frage, wie man mit einem Anhänger rückwärts fährt stellt sich spätestens dann, wenn es an die Praxis geht und man Ausrangieren muss, denn beim Anhänger läuft es in entgegengesetzter Richtung, lenkt man nach Links ein, fährt der Anhänger Rechts und andersherum.
Der ADAC beschreibt hier den Rückwärtsvorgang mit Anhänger, so geht´s:
Rückwärts rangieren
Stellen Sie Ihren Innen- und Außenspiegel so ein, dass Sie Ihren Anhänger gut sehen können.
Lenken Sie langsam, da vor allem kleine Anhänger sehr stark auf große Lenkradeinschläge reagieren.
Wenn Sie sich mit den Abständen nicht sicher sind, sollten Sie stehenbleiben und aussteigen. Nur so wissen Sie genau, wie viel Rangierraum Sie noch haben. Wenn Sie zu zweit sind, kann Ihnen Ihr Mitfahrer Anweisungen geben.
Je steiler der Winkel ist, in dem Sie zur Parklücke stehen, umso schwerer wird das Einparken. Wenn möglich, dann fahren Sie Ihr Auto etwas weiter von der Parklücke weg, damit Sie in einem sanften Bogen einparken können.
Fahren Sie langsam, damit Sie rechtzeitig bremsen und reagieren können. Außerdem können Sie den Anhänger so viel besser kontrollieren.
Das Fahren mit Anhänger ist keineswegs ein Hexenwerk, es bedarf jedoch bestimmter Vorkehrungen und ein wenig Übung.
Wer etwa noch neu im Thema ist und nicht auf öffentlichen Straßen fahren möchte, sollte entweder auf einem Verkehrsübungsplatz üben oder sich professionelle Hilfe zur Seite holen.
Wer einen solchen Übungsplatz nicht in der Nähe hat, sollte sich einen verkehrsberuhigten Bereich suchen, indem er ausreichend Platz zum Rangieren und Üben hat.
Neben Führerscheinklasse, dem Zugfahrzeug, dem Anhänger, sind natürlich auch technische Daten wie Stützlast, Anhängelast, Gesamtgewicht und Gesamtmasse wichtig, auch diese Punkte sollte man beachten.
Kleinwagen für den Anhängerbetrieb gesucht, hier geht es zum VW Taigo!
Anhängerkupplung: Unterschiede und Einsatzmöglichkeiten Eine Anhängerkupplung ist ein praktisches Zubehör für Fahrzeuge, das es ermöglicht,… Mehr lesen
Verhalten bei regennasser Fahrbahn: Sicher unterwegs bei schlechtem Wetter Fahren bei regennasser Fahrbahn stellt viele… Mehr lesen
Der Ford Explorer ist ein vielseitiges SUV, das für seine Robustheit, Zuverlässigkeit und Vielseitigkeit bekannt… Mehr lesen
Der neue VW Tayron: Ein umfassendes SUV für die ganze Familie Der VW Tayron ist… Mehr lesen
Cardentity: Sicherheit beim Gebrauchtwagenkauf durch transparente Fahrzeughistorie Beim Gebrauchtwagenkauf lauern zahlreiche Risiken, die sich nicht… Mehr lesen
BYD: Der größte Elektroautohersteller der Welt BYD, kurz für "Build Your Dreams", ist ein chinesischer… Mehr lesen