Die revolutionärsten Designs im Motorsport
Die revolutionärsten Designs im Motorsport
Die Formel 1 lebt von Veränderungen. So gut wie jedes Jahr wird an den technischen Spezifikationen für die Rennwagen und dem gesamten Regelwerk gefeilt. Doch während die meisten Neuerungen sich auf Details oder kleinere Änderungen beschränken – für die Saison 2023 gab es unter anderem neue Regeln für die verfügbaren Reifensätze, haben manche Novitäten das gesamte Design der Fahrzeuge revolutioniert.
Drei Punkte stehen dabei seit den Anfangstagen des auch bei den Wetten populären Motorsports im Vordergrund: Geschwindigkeit, Zuverlässigkeit und Sicherheit. Die ersten Rennen wurden bereits kurz nach der Erfindung der motorisierten Fahrzeuge ausgetragen. Auf für Pferdewagen ausgelegten holprigen Straßen ging es im ersten offiziell ausgeschriebenen Autorennen der Welt im Jahr 1894 über rund 130 Kilometer von der französischen Hauptstadt Paris nach Rouen.
Der neuartige Sport und das Automobil an sich eroberten rasch die Herzen von Millionen von Menschen weltweit. Immer mehr Rennen in immer mehr Disziplinen und über weitere Stecken kamen hinzu. Als bis dato längstes Autorennen der Welt ging 1908 eine Rallye von New York über Peking nach Paris in die Geschichte ein. Die schnellsten Fahrer brauchten 169 Tage für die 21.000 Kilometer.
Doch nur wenige Autos schafften es tatsächlich selbst in kürzeren Rennen ins Ziel.
Stars von früher
Einer der frühen Stars unter den Rennwagen war der Bugatti Typ 35. Von 1925 bis 1930 wurde der italienische Bolide gebaut. Im Gegensatz zu den bisherigen panzerartigen Fahrzeugen besaß er eine schlankere, stromlinienförmigere Karosserie, die bereits die Zigarrenform der ersten Formel-1-Wagen in den 1950er Jahren erahnen ließ. Felgen aus leichtem Aluminium mit eingebauten Bremstrommeln erlaubten es den Mechanikern, die Reifen nicht nur schneller zu wechseln, sondern auch mühelos an die Bremsen heranzukommen.
Italienische Fahrzeuge dominierten auch die Königsklasse im Motorsport, die 1950 gestartete Formel 1, in den Anfangsjahren. Die erste Weltmeisterschaft gewann Giuseppe Farina mit Alfa Romeo. Der Autobauer besaß als erster einen Reihen-Achtzylinder mit Kompressor. Der erfolgreichste Rennstall und Konstrukteur aller Zeiten, Ferrari, gewann 1952 und 1953 die ersten zwei von bis heute 15 Fahrertiteln, ehe Maserati erstmals zum Zuge kam.
Erst 1955 gelang es dem deutschen Konstrukteur Mercedes mit dem herausragenden Fahrer der 1950er Jahre, dem Argentinier Juan Manuel Fangio im Cockpit, den Weltmeistertitel zu holen. Die Ära der Silberpfeile hatte begonnen. Die Rennwagen der Zeit waren im Inneren unbequem und spartanisch ausgestattet, um leicht zu sein, und die Motoren saßen vor dem engen Cockpit.
Flache Karosserien und leichte Materialien wie Aluminium und Magnesium verringerten das Gewicht zusätzlich, und immer höhere Motorenleistungen machten die Rennwagen schneller und schneller. Erst Ende des Jahrzehnts wanderten die Motoren nach hinten. Das Motorenreglement an sich wurde ständig modifiziert, was sowohl Hubraum wie PS-Zahl anging.
Echte Schübe im Rennsport kamen in den 1970 und 1980er Jahren. Der McLaren MP4/1 war 1981 das erste Fahrzeug mit einer reinen Karbon-Karosserie, die im Vergleich zum herkömmlichen Aluminium einen neuen Sicherheitsstandard setzte. Zugleich wurde im Design erstmals Ground-Effect-Technologie eingesetzt, die den Luftstrom unter den Boliden kanalisierte und so den Antrieb erhöhte.
Das machte die Autos noch schneller und dank verbessertem Grip auch sicherer. Flügel und Spoiler, die seit den 1970er Jahren das Bild der meisten Rennwagen dominierten, wurden standardisiert.
Eine der auffälligsten Neuerungen aus der Zeit konnte sich allerdings nicht durchsetzen. Sechsreifige Formel-1-Fahrzeuge wie beim Großen Preis von Monaco 1977 blieben die Ausnahme. Ein langes Heck, flache Motorhauben und lange Seitenkästen wurden in den 1980er Jahren bei den Rennwagen die Norm. In den 1990er Jahren kamen aktive Fahrwerke, Traktionskontrollen und Anti-Blockier-System dazu. Als diese neuen Fahrhilfen 1994 wieder abgeschafft wurden, verwandelten sich die Rennen wieder zurück zu einer deutlich unberechenbareren Formel 1.
Gefahren im Motorsport
Wie gefährlich der Sport tatsächlich war, zeigte sich im selben Jahr beim Großen Preis von Italien in Monza, als Weltmeister Ayrton Senna und Roland Ratzenberger auf der Piste tödlich verunglückten. Als Reaktion auf die Tragödien wurden die Cockpits der Wagen vergrößert und höhere Seitenwände eingeführt. Aerodynamik hieß das Zauberwort zur Jahrtausendwende.
Tiefere Nasen sollten dazu beitragen, jede Fläche am Fahrzeug effizienter zu gestalten. Ein echt revolutionäres Designelement sind seit 2011 die mittels des DRS-Systems absenkbaren Heckflügel. Das verringert an geeigneten Stellen den Luftwiderstand und macht das Überholen leichter. Die letzte große optische Neuerung war 2018 der Halo-Bügel, der den Kopf der Piloten bei Unfällen besser schützen soll.
Mit normalen Serienwagen haben die Formel-1-Boliden schon seit rund einem halben Jahrhundert optisch nicht mehr viel gemein. Lange Zeit waren die Rennpisten allerdings Vorreiter für technische Verbesserungen, die auch die Alltagswagen sicherer und schneller machten. Scheibenbremsen, elektrische Einspritzanlagen und Turbo-Technologie stammen alle aus der Formel 1.
In weniger als 3 Jahren soll es eine weitere Revolution in der Königsklasse geben. Ab 2026 dürfen nur noch klimaneutrale E-Fuels zum Einsatz kommen. Um einen echten Unterschied in der Umweltfreundlichkeit zu machen, müsste sich die erforderliche Technologie allerdings genauso abseits der Rennpisten durchsetzen.
Laut Statistik sind die Rennwagen nur für 0,7 Prozent des CO2-Ausstoßes in der Formel 1 verantwortlich. Der Rest geht auf das Konto der anreisenden Teams und Zuschauer. Rund 130 Jahre nach dem ersten offiziellen Rennen ist und bleibt der Motorsport ein Publikumsmagnet für Millionen von Fans.