Kolumne: Gebrauchtwagen Teil 9 Tuning

Kolumne Gebrauchtwagen Teil 9

Hallo.

Heute besprechen wir das Thema Tuning. Chiptuning

Das Thema Tuning wird oft heiß diskutiert. Hier sieht und spürt man Emotion pur.

Es gibt die unterschiedlichsten Arten von Tuning:

  • rein optisches Tuning
  • und das technische Tuning.

Das technische Tuning dient dazu, das Fahrzeug in Teilbereichen zu optimieren. Das Thema Tieferlegung sehe ich in beiden Bereichen.

Leicht tiefergelegte Autos sehen besser aus, wie man an den Sportmodellen vieler Hersteller sehen kann. Manche Tieferlegungen sind aber so stark, dass sie technisch keinen Sinn mehr machen.

Ich werde im folgenden Abschnitt auf Motortuning eingehen.

Wozu macht man das?

Man möchte mehr Leistung aus seinem verbauten Motor herausholen, weil man sich das nächststärkere Modell des Herstellers vielleicht nicht leisten möchte oder kann. Soweit nichts Neues.

Man hört immer wieder, dass gewisse Toleranzen oder Reserven des Motors ausgenutzt werden. Hier wird dann beispielsweise oft die Höhenkompensation fürs Tuning zweckentfremdet oder die Gaspedalkennlinie wird „spitzer“ eingestellt, was mehr Leistung suggeriert/ vorgaukelt.

Auch   sieht   man   zwischen   den   Tuningangeboten   große Preisspannen.

Woher kommen diese?

Die “teuren Anbieter” haben Verträge mit den Herstellern oder sind sogar Tochterfirmen der Hersteller. Diese Art von Anbietern sind auch die einzigen, bei denen die Werksgarantie nicht erlischt.

Das liegt daran, dass die Motorbedatungen dieser Hersteller wirklich erprobt sind.

Das heißt, sie gehen mit den Fahrzeugen in unterschiedliche Klimazonen (Kälte/ Hitze), machen Höhenerprobungen, Hochgeschwindigkeitstests, und das alles auch voll beladen. Und vieles mehr.

Sie haben vor allem Zugriff auf alle relevanten Daten, auf die geachtet werden muss. Es steckt ein sehr großer Aufwand hinter der Absicherung des Tunings. Das kostet Zeit und viel Geld.

Eine Erprobung im Ausland kommt da kostenmäßig ganz schnell in den sechsstelligen Bereich. Am Ende hat man dann aber auch ein erprobtes Produkt.

Diese Unternehmen möchten selbstverständlich auch etwas verdienen. Jede Firma möchte und muss das. Sonst verschwindet sie schnell wieder vom Markt.

Geht man dann zum „Tuner um die Ecke“, bekommt man für einen Bruchteil des Geldes ungefähr die gleiche Leistungssteigerung des Motors wie beim offiziellen Haustuner der Hersteller, manchmal auch mehr.

„Warum also mehr bezahlen?“, denkt man sich im ersten Moment.

Der Preisunterschied bei einem Kompaktwagen kann zwischen dem stärksten Serienmodell und dem Sportmodell des Haustuners schnell 10.000 € betragen.

Man bekommt dann aber in den meisten Fällen nicht nur einen leistungsstärkeren Motor, sondern auch eine der Leistungangepasste Bremsanlage. Und das Interieur und Exterieur sehen auch sportlicher aus.

Zudem kann der „Tuner um die Ecke“ die Absicherungen gar nicht gewährleisten, die der Haustuner der Hersteller leistet. Allein aus Kostengründen ist da ganz schnell Schluss.

Geh mit einem ab Werk getunten Auto beispielsweise in die Berge, dann merkt das das Motorsteuergerät und passt die Leistung entsprechend an. Beim „Tuner um die Ecke“ greift dieser Schutzmechanismus eventuell nicht.

Das größte Manko ist aber, dass vieles nur nach bestem Wissen und Gewissen bedatet wird, weil entsprechende Informationen nicht vorliegen oder nur bruchstückhaft vorhanden sind. Da wird dann auf Erfahrungswerte zurückgegriffen.

Und   die   Haus-   und   Hofstrecke   des   Tuners   ersetzt   kein Prüfgelände.

Was beim Chiptuning aber oft ganz vernachlässigt wird, ist, dass die Peripherie nicht an die Leistung angepasst wird. Würde man es tun, würde das den finanziellen Rahmen des Kunden sehr schnell sprengen.

Du hast nach dem Chiptuning also immer noch dieselbe Kupplung und Bremse im Fahrzeug, die deutlich höheren Belastungen ausgesetzt ist.

Und glaube mir, soviel Reserven spendieren die Hersteller ihren Autos nicht mehr. Diese Zeiten sind vorbei. Warum? Ganz einfach, das kostet Geld, bzw. nutzten sie diese Reserven (nach entsprechender Absicherung!) lieber für sich selbst.

Verständlich?! Oder?

Unterm Strich verschleißt das Fahrzeug also wie im Zeitraffer, wenn man die Leistung abruft. Und das machst du vielleicht häufiger, als du es vermutest.

Seit das elektronische Fahrpedal eingeführt wurde, hast du keine direkte Verbindung mehr zwischen deinem Gasfuß und der Drosselklappe. Du weißt also nie genau, wann die Drosselklappe voll öffnet und wann nicht.

Bei einer Bergfahrt in einer niedrigen Gangstufe ist sie beispielsweise häufig ganz geöffnet und der Motor läuft auf der Volllastbedatung.

Auch das Zweimassenschwungrad und die Kupplung finden diese Art der Vergewaltigung überhaupt nicht gut. Sie werden deutlich früher verschleißen, von den anderen antriebsbeteiligten Komponenten ganz zu schweigen.

Ich sehe daher Chiptuning, bis auf wenige Ausnahmen, sehr kritisch.

Und  noch  etwas:

Wenn es blöd läuft und dein  Fahrzeug in der Werkstatt ein Motorsoftwareupdate bekommt (das kommt häufiger vor, als  du  vielleicht vermutest), kann es sein, dass das schöne Tuning einfach weg ist, weil es überschrieben wurde.

Leider ist es von außen schwer zu beurteilen, ob ein Fahrzeug chipgetunt war. Hierzu muss man ins Motorsteuergerät schauen.

Egal, was dir der Tuner erzählt:  So ziemlich jeder Flashvorgang kann nämlich nachvollzogen werden. Die Hersteller sind schlauer, als viele vermuten. Im Fall der Fälle geht man dann leer aus. Oder anders gesagt. Dann wird’s richtig teuer für dich.

Frage deshalb den Fahrzeugeigner, ob das Fahrzeug eine Art von Chiptuning erhalten hat oder je hatte. Halte diese Aussage schriftlich im Kaufvertrag fest.

Vorschaltbare Tuningboxen

Eine der günstigsten Arten, seinem Fahrzeug ein paar Extra-PS zu spendieren, sind sogenannte Tuningboxen. Die Hersteller werben damit, dass die Motorschutzfunktionen und die Diagnosefähigkeit erhalten bleiben.

Teilweise kann das Modul auch per Fernbedienung dazu geschaltet werden, je nach Bedarf. Und wenn man das Auto verkauft, kann man es rückstandslos entfernen.

Klingt doch gar nicht so schlecht. Oder?

Leider bleibt es auch bei dieser Art von Tuning dabei, dass der komplette Antriebsstrang dem Mehr an Leistung nicht angepasst ist. Mehr braucht man an dieser Stelle nicht zu sagen.

Würdest du ein solches Auto kaufen?

Heute habe ich eine Frage an Dich.

Welche Erfahrungen hast du mit Chiptuning?

Ich freue mich auf deine Antwort.

In 14 Tagen folgt Teil 10 mit dem Thema Preisverhandlungen. Bis dahin kannst du gerne auch mein Ebook lesen.

Bis demnächst und noch einen hervorragenden Tag
Michael

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Ein Gedanke zu „Kolumne: Gebrauchtwagen Teil 9 Tuning“

  1. Gebrauchte Autos kann man oft wunderbar auf Vordermann bringen. Für Bastler ist das ein wahrer Spielplatz auf dem man sich auslassen kann.
    Besten Dank für den interessanten Artikel.

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